Ein persönlicher Nachtrag zur Geschichte vom inneren Kampf
Auf meinem Unterarm sind sie zu sehen: der dunkle und der helle Wolf.
In einer Darstellung, die ich fast noch schöner finde als den ursprünglichen Entwurf, bei dem sie sich direkt in die Augen blicken.
Ich habe sie mir jedoch nicht nur stechen lassen, weil sie gut aussehen.
Sondern, weil sie mich jeden Tag daran erinnern, wer ich bin – mit all meinen Anteilen. Und daran, dass es nicht darum geht, einen Teil loszuwerden, sondern beide zu führen.
Der dunkle Wolf – Angst, Schutz und Feuer
Ich kenne den dunklen Wolf. Sehr gut sogar. Viele denken bei ihm sofort an etwas Negatives: Wut, Angst, Zweifel. Und ja – ich habe das erlebt.
Ich kenne die Selbstzweifel. Das innere Zurückziehen. Die Stimmen, sowohl von außen als auch innen:
„Du bist zu introvertiert.“ „Du bist zu sensibel.“ Dieses ewig dumme Blabla.
Jahrelang habe ich wertvolle Energie damit verbracht, gegen mich selbst zu kämpfen. Ich habe meinen Körper und Geist ignoriert, mich von Sozialphobien abhalten lassen, selbst meine Lieblingshobbys aufgegeben. Ich könnte Seiten damit füllen.
Und doch: Der dunkle Wolf ist nicht nur Schatten. Er ist auch Energie. Kraft. Feuer. Wildheit. Er wollte mich nie zerstören – er wollte mich schützen. Auf seine Weise.
Als ich das verstanden habe, hat sich Vieles verändert.
Der helle Wolf – Ruhe, Vertrauen und das, was zählt
Der helle Wolf ist Vertrauen. Klarheit. Liebe. Lebensfreude. Gesundheit. Verbindung. Beziehungen.
Er steht für alles, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Er ist der, dem ich heute die Führung geben will.
Aber er ist leise. Und wenn es stressig wird, zieht er sich oft zurück. Er braucht Zeit, Zuwendung, Fürsorge. Zeit, die ich ihm früher selten gegeben habe.
Heute ist unsere Beziehung eine andere. Ich merke, wie schnell er wieder da ist, wenn ich ihm Raum gebe – und was dann alles möglich wird.
Zwei Kräfte, ein Mensch
Fast alles im Leben hat zwei Seiten: Hell und Dunkel. Gut und Böse. Stärke und Verletzlichkeit.
Das nennt man das Gesetz der Polarität. Diese Gegensätze existieren nicht unabhängig voneinander – sie gehören zusammen. Wie die zwei Pole eines Magneten.
Deshalb braucht es Balance. Deshalb braucht es mich – als den, der beide Wölfe kennt. Und der entscheidet, wen er wann füttert. Wem er wann zuhört.
Warum das Tattoo?
Weil ich mich erinnern wollte. Nicht nur im Kopf – sondern sichtbar, spürbar, echt. Deshalb ist es auf meinem Unterarm – nicht an einer Stelle, die sich leicht verbergen lässt. Es hat Mut und Klarheit gebraucht, es stechen zu lassen.
Und ich bereue es keine Sekunde.
Es ist meine tägliche Erinnerung: Schau hin. Führe. Nimm beide ernst. Insbesondere, wenn es wieder mal stürmisch wrid.
Der helle Wolf ist auf dem Tattoo leicht erhöht positioniert – weil er die Führung übernehmen soll. Aber der dunkle ist genauso wichtig. Er bringt mir Kraft, wenn ich sie brauche. Ich entscheide, wann und wie.
Diese Sichtweise hat mir geholfen, meine Sozialphobien zu überwinden. Und sie hilft mir bis heute, mein Potenzial zu entfalten.
Für dich
Vielleicht kennst du das Gefühl, innerlich hin- und hergerissen zu sein. Vielleicht kämpfst du gerade mit einem Teil von dir, den du lieber nicht fühlen würdest.
Dann möchte ich dir sagen: Du musst keinen Teil von dir verdrängen.
Aber du darfst entscheiden, wie du mit ihm umgehst.
Ich brauche beide. Ich will beide. Und ich bin nicht weniger wert, wenn einer mal lauter ist – solange ich entscheide, wer führt.
Welchen Wolf fütterst du – und wem hörst du gerade zu?